Laut eben fortgeschriebenem Sportbauprogramm sollen alle Bezirkssportanlagen, die künftig saniert werden, gleich auch generalumgebaut werden. Statt Gastro gäbe es dann einen Kiosk. Statt Vereinsheim würden mehr Umkleide (m,w,d), Übungs- und Verwaltungsräume zur Verfügung stehen.
Insbesondere in Daglfing und Trudering sind die Pläne greifbar, aber auch im Münchner Westen stehen einige Bezirkssportanlagen bereits auf der Sanierungsliste – z.B. der SV Aubing.
„Wir möchten gehört werden!“
„Wir wissen davon“, sagte Bernd Roth, Vorstand des SV Aubing. „Schon vor Corona stand die Sanierung unserer Anlage auf der Agenda. Damals gab es sogar schon einen Ortstermin.“ Bezüglich der möglichen Streichung des Vereinsheims habe der SV bereits den Bezirksausschuss 22 um Hilfe gebeten. Sebastian Kriesel als BA-Vorsitzender hat Unterstützung zugesagt. „Wir freuen uns, wenn der BA ein Auge draufhat und wir bei einer Sanierung nicht über den Tisch gezogen werden. Wir möchten gehört werden!“
Denn die SV-Anlage sei wieder in Planung. In zwei Jahren könnten hier die Bagger rollen. „Es ist schwer vorzustellen, dass wir dann kein Vereinsheim mehr haben sollten. Aber Fakt ist, dass wir es nicht ehrenamtlich bewirtschaften können. Das ist aussichtslos.“ Das spreche für eine Verpachtung. Und ein Raum fürs Vereinsleben sei notwendig. Zum Glück werde der Widerstand gegen die Neuerungen lauter. „Es scheint eine Tür aufzugehen. Wir harren der Dinge“, so Bernd Roth.
Dream-Team im SV-Vereinsheim
Denn gerade im Moment ist der SV in einer super Lage. Die neuen Pächter Britta Schulz und Paulo Pinto sind seit Anfang Februar am Start, hatten zwar mit dem Brand des Unterstands eine harte Zeit zu überwinden, aber legen gerade richtig los. „Wir bieten gutbürgerliche Küche und haben Kaffee und Kuchen.“
„Kuchen gab es so gut wie nie bei uns. Das kommt richtig gut an“, lobte Bernd Roth. Mit dem Sky-Angebot sei das Vereinsheim bei allen Sportübertragungen voll. Und in Kürze stehe auch die Terrasse, so die neuen Pächter.
An Wochentagen ist das Vereinsheim „Allerlei bei SV Aubing“ von 17 bis 22 Uhr geöffnet, am Wochenende sogar von 9 bis 22 Uhr. „Es läuft prima“, freute sich Bernd Roth. „Das tut uns als Verein auch sehr gut.“
Lokalpolitik hat Auge drauf
Kritik am Sportraumprogramm kam auch vom BA-Vorsitzenden Sebastian Kriesel. „Was ist das für ein Raumprogramm, wo der gesellige und gesellschaftliche Teil wegfallen soll? Zum Sport braucht es auch eine Vereinsgaststätte. Diese müssen wir uns leisten“, meinte er. Da finde das Vereinsleben statt, betonte er und verwies auf die Anlage an der Aubinger Straße 12, in deren Vereinsheim gleich mehrere große Schützenvereine beheimatet sind.
Winfried Kaum, der für den Münchner Westen im Stadtrat sitzt, kritisierte die Entscheidungen ebenfalls. „Leider wurden die Sportvorstände nicht in die Planung einbezogen, worauf sich nun erheblicher Widerstand regt. Die Gastrobetriebe als Vereinsheime haben einen hohen Wert. Die sind Orte der Begegnung und fürs ganze Stadtviertel wichtig“, sagte er und verwies auf den neuerlicher CSU-Antrag im Stadtrat.
Pasinger Abstimmung?
Im Pasinger BA wollte die CSU-Fraktion ebenfalls für klare Stellung sorgen und reichte einen entssprechenden Antrag ein. „Das Ansinnen der Stadt ist völlig falsch“, erklärte dazu Sven Wackermann, CSU-Fraktionssprecher. „Die Gastro ist sehr oft sehr gut eingepflegt und bilden Herz und Seele für die Vereine. Sie halten die Vereine lebendig. Wenn wir starke Vereine haben wollen, dann müssen wir Sportgaststätten unterstützen und dürfen das Vereinsleben nicht aushöhlen.“
Dies führte zu Diskussionen, denn Grünen- und SPD-Fraktion sahen das Problem als nicht dringend an. „Ich sehe darin keinen Sinn“, fasste Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Standl zusammen. „Dem kann ich mich nur anschließen“, meinte auch SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar. „Das ist nicht unser Problem.“ Mit den Gegenstimmen dieser Fraktionen wurde der Antrag am Schluss abgelehnt. Wackermann meinte danach sichtlich enttäuscht: „Damit wird die Vereinskultur abgeschafft.“