Aubinger . Online
Featured image of post Klassenzimmer im Grünen

Klassenzimmer im Grünen

Elefant, Löwe, Giraffe und Co − diese Tiere sind jedem bekannt. Doch, wer kennt schon die Große Hufeisennase, die Berghexe oder im Münchner Westen vorkommend den „fleischfressenden“ Schmetterling, die Schwarzglänzende Moorameise, das „Gesäumte Spindelhorn“ oder die Gelbbauchunke? Bei allen handelt es sich um streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Lebewesen. Aubinger Grundschüler machten sich auf Entdeckungsreise.

MK
Matthias Schwahn

Das „Wappentier der Lehmgrube“

Unter dem Motto „26 Jahre verschollen − 2019 wiederentdeckt“, machten sich vor kurzem Viertklässler zu einer Naturexkursion ins Aubinger Moos auf. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Isabella Kirschner und Matthias Schwahn vom Umsetzungsteam BayernNetzNatur „Aubinger Moos“ statteten sie im Rahmen des Projektes „Grünes Klassenzimmer“ den wiederentdeckten tierischen Nachbarn, der Gelbbauchunke, einen Besuch ab.

Die Gelbbauchunke in der Aubinger-Lohe - das „Wappentier der Lehmgrube“

Trotz Regen marschierten die Kinder unerschrocken zu einem Wegrandtümpel in der Aubinger Lohe, um die kleinen Froschlurche und deren Lebensraum hautnah zu erleben. Erstaunt waren viele von der relativ kleinen Amphibienart, die nur 3,5 bis 5 Zentimeter groß war. Faszination löste teilweise auch die graubraun gefärbte und mit flachen Warzen besetzte Oberseite sowie das leuchtend gelbe Fleckenmuster auf der Unterseite aus. Die für Unken typische herzförmige Pupillenform stellten sich die kleinen Naturforscher „in echt“ etwas anderes vor. Die Gelbbauchunke, auch Bergunke genannt, gehört zu Münchens seltenster Amphibienart und ist deutschlandweit sehr stark in ihrem Bestand gefährdet.

Aktion „Grünes Klassenzimmer“

Bevor es mit der Klasse in die freie Natur ging, besuchte Schwahn sie im Unterricht und erklärte viel über Lebensraum und Lebensweise, über nachtaktive Tiere und die Bedeutung von Kleinstgewässern.

Gerade in Zeiten des Klimawandels mit vermehrtem Auftreten sogenannter „Dürresommer“ komme diesen etwas schattiger gelegenen Aufenthaltsgewässern eine zunehmende Bedeutung zu, erklärte der Lochhausener Schwahn. Die „Lehmgrube“ des ehemaligen Lochhausener Ziegeleigeländes in der Nordostecke der Aubinger Lohe hatte für ihn als Kind eine „geradezu magische Anziehungskraft“. Wie er den Viertklässlern begeistert erzählte, erlebte er hier Ringelnattern, Eidechsen, Blindschleichen, Teich- und Kammmolche, Laubfrösche und Gelbbauchunken hautnah. „Die Gelbbauchunke war damals geradezu das Wappentier der „Lehmgrube“, wegen der schieren Individuenzahl, mit der sie seinerzeit dort anzutreffen war.“

Getreu dem Motto „global denken – lokal handeln“ ist es Matthias Schwahn und Siegfried Pschibul-Markgraf, beide vom Umsetzungsteam Aubinger Moos, seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen, das Projekt den Bürgern im 22. Stadtbezirk direkt vor Ort nahezubringen. Schwahn: „Es soll dabei nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz erreicht werden. Deswegen beschreiten wir bewusst einen etwas anderen Weg als sonst üblich. In den letzten Jahren machten sich Dritt- und Viertklässler der umliegenden Grundschulen zu den Behausungen der unterschiedlichsten Moorbewohner auf. Wir hoffen, mit diesem kindgerechten und lokalen Ansatz in der einen oder anderen Familie einen persönlicheren Zugang zu diesem Umsetzungsprojekt direkt vor der eigenen Haustür zu bekommen.“

„Die Kinder können am praktischen Beispiel viel besser begreifen, warum selbst unscheinbare Tümpel am Wegesrand, die nicht einmal zum Laichgewässer taugen, trotzdem wichtige Funktionen erfüllen und in Ruhe gelassen und mit Rücksicht behandelt werden sollten“, das ist dem heutigen Landschaftsarchitekten Schwahn sehr wichtig, der sich selbst seit seiner Jugend für den Erhalt von Fauna und Flora im Münchner Westen einsetzt. Seinem Engagement in seiner Studentenzeit ist es zu verdanken, dass die heutige Langwieder Haide im 22. Stadtbezirk im Jahr 1995 per Stadtratsbeschluss unter Naturschutz gestellt wurde. Sie zählt zu den faunistisch und floristisch wertvollsten Münchner Magerrasen und ist eines der letzten großen Steppenrasenbiotope im Münchner Westen. Hier finden sich zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten.