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Giggenbacherstraße 20: hier entstehen vier zweistöckige Gebäude auf dem Grundstück der evangelisch-lutherischen Gesamtkirchengemeine München, nämlich ein Gemeinschaftshaus mit Versammlungssaal sowie drei Häuser für Frauen, die von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bedroht sind.

Die Kirche baut

Sehr groß war das Bedauern beim Abriss des Gemeindehauses in Lochhausen. Zwei Jahre später wird neu gebaut: die evangelische Kirche setzt in die Lochhausener Giggenbacherstraße vier Häuser und will dort Frauen in Not unterbringen. Auch ein Gemeinschaftshaus ist geplant. Im Juni 2024 sollen die ersten einziehen können.

Martina Krämer

Ein eigenes Dach über dem Kopf

Es ist unbestritten, dass die Wohnungsnot, besonders für finanziell schwächer gestellte Menschen, in München seit etlichen Jahren groß ist. Deshalb entsteht derzeit in Lochhausen ein neues Wohnprojekt des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks München in Zusammenarbeit mit der Diakonie München und Oberbayern. Voraussichtlich ab Juni nächsten Jahres werden nördlich der Lochhausener Straße in vier Häusern Frauen und Kinder, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, einziehen.

Spatenstich für 15 Wohnungen

Zum Spatenstich für das „Wohnprojekt für Frauen und Kinder im Wohnungsnotfall“ mit 15 Wohnungen lud am Mittwochnachmittag in Lochhausen der evangelisch-lutherische Dekanatsbezirk München sowie die Diakonie München und Oberbayern ein. Stadtdekan und Dekan im Prodekanat München-Mitte Bernhard Liess sowie Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, griffen beim gemeinsamen Foto gleich ganz beherzt selbst zur Schaufel.

Stadtdekant Bernhard Liess und Gabriele Musil vom Dekanatsbezirk, Stadtdirektorin Ulrike Klar, Andrea Betz von der Diakonie München und Oberbayern, Pfarrerin Sarah Fischer Röhrl sowie Stefan Neukamm und Wolfgang Hailer vom Dekanatsbezirk (von links) beim Spatenstich.

In seiner Ansprache wünschte Liess dem Konzept „eine gute Fertigstellung, ein gutes Gelingen in der Umsetzung sowie den künftigen Mietern ein gutes Einziehen“. Er betonte auch: „Es ist mir ein Herzensanliegen. Mit diesem Bauprojekt setzt die Kirche ein Zeichen für Menschen, die Schutz und Hilfe benötigen. Diesem Personenkreis ist in der Regel der Zugang zum freien Wohnungsmarkt versperrt.“

Vier Häuser und ein Versammlungssaal

Auf dem Grundstück an der Giggenbacherstraße 20 stand bis vor gut einem Jahr noch das ehemalige Gemeindezentrum Bartimäus der evangelischen Kirchengemeinde Pasing Himmelfahrtskirche. Es war jedoch „in die Jahre gekommen und nicht mehr sanierungsfähig“, wie Stadtdirektorin Ulrike Klar, Leiterin der Hauptabteilung Stadtsanierung und Wohnungsbau im Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt München, erklärte. Auf dem knapp 3200 Quadratmeter großen Grundstück sehen die Planungen der Eigentümerin, die evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde München, vier freistehende zweistöckige Häuser für 38 Personen vor.

Bei dem gemeinsamen Vorhaben von Diakonie und Kirche stehen für Stadtdekan und Dekan im Prodekanat München-Mitte, Bernhard Liess, die Menschen bei diese Wohnprojekt klar im Mittelpunkt.

Das künftig neue kleinere Gemeinschaftshaus mit einer freivermietbaren Wohnung liegt am westlichen Ende der Giggenbacherstraße. Im Erdgeschoss ist ein 90 Quadratmeter großer Veranstaltungssaal vorgesehen, der sowohl von der Kirchengemeinde, als auch von örtlichen Vereinen und sozialen Gruppen angemietet werden kann.

Damit der Veranstaltungsraum auch voll belegt wird, sind Kooperationen angedacht, so die zuständige Pfarrer Sarah Fischer-Röhrl. „Wir suchen einen festen Mieter, auch um den Neubau finanzieren zu können.“ Das dürfte vor allem die Lochhausener und Langwieder Bürger sehr freuen, denn sie fordern schon seit vielen Jahren zusammen mit Stadtteilpolitikern einen eigenen Versammlungssaal vor Ort ein.

Ab Mitte 2024 ein neues Zuhause

In zwei weiteren Gebäuden ziehen in acht Zwei- und Dreizimmer-Wohnungen vorrangig Mütter mit Kindern in besonderen sozialen Schwierigkeiten ein, die im Rahmen einer einkommensorientierten Förderung Unterstützung erhalten. „Sie bekommen jetzt ein eigenes Dach über dem Kopf. Vor allem ein eigenes Bad, eine Wohnküche sowie für Mutter und Kind je ein Schlafzimmer“, so Andrea Betz.

Pfarrerin Sarah Fischer-Röhrl sprach ein Gebet beim Spatenstich

Das vierte Haus ist für alleinstehende, ehemals wohnungslose betroffene Frauen reserviert. Hier stehen sechs Zweier-Wohngemeinschaften mit je zwei Zimmern zur Verfügung. Diese Mieter werden alltagsbegleitend von Sozialarbeiterinnen des evangelischen Beratungsdienstes für Frauen begleitet. Vorrangig sollen akute Notlagen gelindert, eine Verschlimmerung für Leben und Gesundheit abgewendet und die Wohnungslosigkeit beendet werden. Langfristig angestrebte Ziele sind die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und das Wohnen in einer eigenen Wohnung.

Signal der Hoffnung

„Bis Anfang des Jahres war noch nicht klar, ob gebaut werden kann“, bemerkte Stefan Neukamm, Abteilungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer des Dekanats-Bauamtes, bei dem Spatenstich. Probleme bereiteten vor allem die stark angestiegenen Baukosten in Höhe von knapp 6 Millionen Euro sowie die derzeitig schwierigen Finanzierungsbedingungen. Doch die Kirche hat zusammen mit ihren Förderpartnern, der Stadt München und dem Freistaat Bayern, an der Umsetzung dieses Wohnprojektes für Frauen und Kinder im 22. Stadtbezirkes festgehalten. Umso größer ist jetzt die Freude über den Baustart.