Der Stadtbezirk 22 ist Münchens größter, grünster und natürlich schönster Bezirk. Wo es hakt, wissen wir eigentlich. Doch wenn Besuch kommt, zeigen sich die eigenen Probleme in noch einmal anderem Licht. So geschehen bei der Stadtbezirkstour von Clemens Baumgärtner, der CSU-OB-Kandidat. Das waren die Stationen:
Kinderbetreuung in Lochhausen
In knappen Worten: hier ist die Grundschule zu klein, es fehlen über 70 Plätze für die Nachmittagsbetreuung und es fehlen Freizeitmöglichkeiten. Das Kinderhaus an der Ziegelei war wegen Sanierungsstau in den Schlagzeilen und im Frühjahr gab es große Aufregung, als das Kinderhaus Sonnila für 108 Kinder vor dem Aus stand.
Lochhausen hat also ein gewaltiges Infrastruktur-Problem, das beim Baumgärtner-Besuch in der Mittagsbetreuung zur Sprache kam. Zwar wurde hinter verschlossenen Türen gesprochen, Corinne Baron-Rühl, Katharina Scheithauer-Koch und Gründerin Marianne Beyerle waren am Schluss dennoch zufrieden. „Wir konnten alles zur Sprache bringen und unsere Probleme darlegen“, meinte Baron-Rühl am Schluss. „Gut, wenn zugehört wird. Natürlich haben wir deswegen jetzt keine Lösung bekommen. Aber wir nutzen wirklich jede Möglichkeit, auf die Situation hier vor Ort aufmerksam zu machen.“

Barriere-Weltmeister: der Bahnhof Aubing
Einst hatte Aubing einen schönen, kleinen Bahnhof (davon zeugt eine Gedenkschild am Zaun vom Giglweg), der über Nacht abgerissen wurde. Seither kommt man nach Aubing und sieht sich mit einem Loch konfrontiert. „Absolut kein schönes Entrée in unseren Ort“, kommentierte Manfred Spannagl. „Solcherart Bahnhöfe sind in München selten. Davon gibt es nur noch vier im ganzen S-Bahnbereich“, meinte auch Nikolaus Gradl.

Seit Jahrzehnten fehlen hier Aufzug und Rampe. Als Rollstuhlfahrer muss Seniorenbeirat Franz Sagerer weite Umwege in Kauf nehmen. Und wenn bei der störanfälligen S4 nichts mehr geht, auch mal quer durch Freiham zum S-Bahnhof Freiham fahren. „Von Nord- nach Süd-Freiham ist es ein langer Weg. Auf die Busse ist kein Verlass. Die sind zu lange getaktet.“
Nun soll irgendwann der 4gleisige Ausbau der am stärksten frequentierte S-Bahn im Münchner Stadtverbund - die S4 - kommen. „Den brauchen wir dringend. Wir haben im Landtag erwirkt, dass eine Machbarkeitsstudie in die Wege geleitet wurde. Wenn die da ist, können wir weiterplanen“, versprach Landtagsabgeordneter Joseph Schmid und verwies auf die Beschlusslage im Stadtrat. „Das weiß ich aus meiner Zeit als Bürgermeister. Es gibt einen Beschluss zur Barrierefreiheit hier. Der wird nur nicht angefasst.“ Dabei hatte das Planungsreferat vor 10 Jahren den Auftrag zur Rampe, damals mit einem Budget von 150.000 Euro. Schmid mit Nachdruck: „Hier muss der OB tätig werden!“

Park- und Öffi-Dilemma in Freiham
Freiham als autoarmes Viertel hat seine ganz eigenen Gesetze. Tiefgaragenplätze werden verlost, öffentlicher Parkraum ist Mangelware. „Wir kreisen hier abends ewig. Das ist eine Katastrophe“, erklärte Olga Reiner von der Initiative Faires Parken mit eigener Petition im Stadtrat. Es solle ein Parkraummanagement kommen. „Aber wie soll das fair funktionieren. Die Autos können sich nicht in Luft auflösen.“
Dimitri Zhnikov dankte fürs Ins-Gespräch-Kommen und erklärte das Prinzip der einzigen Bauherrenanlage in Freiham: 33 Familien wohnen hier zusammen, konnten den Wohnraum zu 100 Prozent übers München-Modell finanzieren, kümmern sich um Gemeinschaftsräume. „Ein Verkauf der Wohnungen ist uns erst nach 30 Jahren gestattet.“
Als Freihamer wohne man gut. „Aber der öffentliche Nahverkehr und die Parksituation sind ein großes Problem für uns.“ Der ÖPNV funktioniere nur stammstreckennah. „Alles am Rande ist komplett abgehängt.“ Komme ein KiTa-Platz in der Stadt hinzu oder Freizeitaktivitäten der Kinder irgendwo anders, „dann pendeln wir eine Stunde hin und eine Stunde zurück und suchen danach einen Parkplatz“, so eine Mitbewohnerin mit zwei kleinen Kindern. Mittelschule fehlt, KiTas sind meist privat – Pendeln gehöre also zum Leben der Familien mit Kindern. Josef Schmid am Ende: „Leiten Sie mir die Petition weiter. Ich kümmere mich darum, dass sie auch in den Landtag kommt.“

Ordnung und Sicherheit am Campus
Die letzte Station war am Campus. Diskutiert wurde die Vermüllung. Aber auch die fehlende Akzeptanz beziehungsweise der Leerstand des Vereinsheims im Sportkomplex. Grundschul-Rektorin Eva Wobido erklärte tagsdrauf: „Zu den Problemen kommt hinzu, dass hier rund um den Campus einfach keine Mülleimer zu finden sind. Dafür kämpfen wir seit Jahren. Wenigstens an der Bushaltestelle könnte es doch einen Mülleimer geben! Kein Wunder, dass das Zeugs hier überall rumliegt.“
Clemens Baumgärtner dankte beim Abschlussabend im ubo9 für die Führung, die Einblicke und das Vertrauen, sich so frei über die Alltagssorgen zu äußern, und versprach: „Der Münchner Westen soll und muss stark in der Stadtpolitik vertreten sein.“ Es bräuchte „Praxisnahe Lösungen für die Probleme“. Das Thema „Verkehr in Freiham“ nannte er einen „Schildbürgerstreich“. Da werde ein autoarmes Viertel konzipiert, „aber die Realität ist, dass in München immer mehr Autos zugelassen werden. Das ist Politik an der Realität vorbei.“ Zu jeder Lösung brauche es Geld, also wolle er die Wirtschaft stärken. Seine Vision: „Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die die Stadt atmen lässt und nicht nur verwaltet!“