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Durch die Wildenrother Straße auf der Potenzialfläche soll die neue Süd-Nord-Verbindung führen.

„Wir bleiben dran!“

Die größte Baustelle Europas wächst, um den Verkehr wird sich später Gedanken gemacht – so in etwas kann man die Strategie der Stadt zusammenfassen. Zur BA-Sitzung am Mittwoch kam die neuerlichen Planungen zum Realisierungsabschnitt des zweiten Bauabschnitts auf der sogenannten Potenzialfläche - westlich der Grafrather Straße und der Gotzmannschule und nördlich des Germeringer Weges und der Eichenauer Straße - auf den Tisch. Eine Entscheidung der Lokalpolitiker gab es nicht, die wurde vertagt.

MK

Das Ergebnis des (BA) Bezirksausschusses 22, Aubing-Lochhausen-Langwied, am Mittwochabend, war zu erwarten: Die Stadtteilpolitiker wehren sich vehement und übereinstimmend gegen die Sitzungsvorlage der Stadt München zum 2. Bauabschnitt im 1. Realisierungsabschnitt in Freiham mit einer neuen Süd-Nord-Verbindung und 1.200 weiteren neuen Wohneinheiten.

Stadtrat muss warten

Erst in der Novembersitzung werden sie ihren Beschlussentwurf „Anbindung Aubing und Aufstellungsbeschluss Eichenauer Straße“ behandeln und ihre Stellungnahme an die Referate schicken. Das hat wiederum zur Folge, dass der Stadtrat frühestens im Februar 2024 über die Sitzungsvorlage mit Ausschreibung von fünf Wohnbauflächen im Umgriff des Bebauungsplanes mit Grünordnung abstimmen kann. Sollte der Stadtrat der Beschlussvorlage zustimmen, kann im 2. Halbjahr 2024 der Planungswettbewerb starten.

Die Potenzialfläche

Stadtplaner klar für „Variante 6“

Unter Anteilnahme eines großen Publikums stellte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie das Mobilitätsreferat dem BA ihren Plan für fünf weitere Wohnbauflächen mit Grünordnung vor, die dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werden sollen.

Die Rede ist von einer sogenannten Potenzialfläche, die westlich der Grafrather Straße und der Gotzmannschule und nördlich des Germeringer Weges und der Eichenauer Straße liegt. Hier soll neben der Bebauung von weiteren Wohneinheiten auch eine von Süden nach Norden verlaufende neue Straße gebaut, die den Verkehr von Freiham nach Aubing und umgekehrt leiten soll. Für die Stadt München ist dies die von Anfang an favorisierte Variante 6.

Überprüft und verworfen wurden von den Planern die Variante 8 (keine Verkehrsanbindung nach Norden) sowie die Variante 6c (Sperrung der Eichenauer Straße), wie die Leiterin des Projektes Maria Graf ausführte. Graf dazu: „Nach der vertieften Untersuchung spricht sich nun das Referat für Stadtplanung und Bauordnung ganz klar für die Variante 6 aus.“

BA dagegen

Unmissverständlich wurde den Planern in der anschließenden BA-Diskussion aufgezeigt, dass die Planungen auf Kosten der Stadtteilbürger gehen werden. „Das bis jetzt fehlende Verkehrskonzept überfordert die Bürger“, so Roland Jung (Freie Wähler). Manfred Spannagel (CSU) sprach sich klar dafür aus, dass der 2. Realisierungsabschnitt erst dann bebaut werden kann, wenn die U-Bahn nach Freiham fertiggestellt ist und meinte: „12.000 bis 15.000 Fahrzeuge bleiben doch nicht einfach so auf der Altostraße in Aubing stehen.“

Robert Adam vom Mobilitätsreferat erklärte, dass sich durchaus etwas bewege in Sachen U-Bahn nach Freiham, die politische Entscheidung dafür aber noch fehle. Dagmar Mosch (Grüne) betonte, dass sich die Stadt bei dem neuen Stadtteil gerne mit den Wörtern, wie „ökologisch“ oder „zukunftsweisend“ schmückt. Doch sie fragt sich, wie das mit den täglichen 15.000 Fahrzeugbewegungen von und nach Freiham im Einklang steht.

Christian Stockmann (CSU) kritisierte bezüglich der wenigen Parkplätze für die Bewohner, dass die Stadtplaner nicht darüber entscheiden könnten, ob ein Neubürger ein Auto hat oder nicht. Bei einem derartigen großen Bauvorhaben muss für ihn zwangsläufig mit einem erhöhten Autoverkehr bei dieser hohen Wohnungszahl gerechnet werden.

Kriesel: Trambahn der Killer der U-Bahn

BA-Vorsitzender Sebastian Kriesel sagte, dass die Planungen „keine große Überraschung“, seien. Denn die Potenzialfläche ist seit vielen Jahren als Wohnfläche im Flächennutzungsplan eingetragen. Seit Aufstellung des Bebauungsplanes für den 1. Realisierungsabschnitt für Freiham diskutiert das Bürgergremium über die Verkehrsanbindung. Bereits 2015 wurden die Pläne vehement von den Stadtteilpolitikern zurückgewiesen. „Damals war es für uns nicht nachvollziehbar, wie die Verkehrsanbindung von Freiham nach Aubing laufen soll.“

Kriesel sieht den BA weiterhin in der Verpflichtung, dass „diese Verkehrsumleitung in dieser Massivität so nicht mitgetragen werden können“ und bezweifelte, dass die jetzige Verkehrskonzeption für Freiham funktionieren wird. Er hält die Modellrechnungen der Planer nicht für umsetzbar. „Das ist nicht zu schaffen. Der Verkehr fließt durch, da sich schon heute die Verkehrsteilnehmer nicht daranhalten.“ Es sei ein Konzeptionsfehler, dass weniger Tiefgaragen dafür Parkhochgaragen, sogenannte Mobilitätshäuser, geplant werden. „Das ist das Chaos doch schon vorprogrammiert“, so der BA-Chef und kritisierte die Stadtpläne der Tramverlängerung durch die Verdistraße als „Killer der U-Bahn“.

Keine Variante 6 ohne S4-Ausbau

Auch die Bürgerschaft kam zu Wort. Jürgen Müller von der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing (BI) fragte die Stadtplaner, warum die Planer die Beschlussvorlage so eilig dem Stadtrat vorlegen wollen. Ohne den S4-Ausbau, der vielleicht 2037 kommen könnte, wird es seiner Ansicht nach die notwendige Unterführung am Bahnübergang Aubing nicht geben. Doch die Variante 6 mit der Verkehrsanbindung an Aubing baut auf diese Unterführung. In einem Grundsatzpapier forderte die BI den viergleisigen Ausbau der S4 und den Stopp der Tramplanung. Müller im Anschluss: „Wir bleiben dran!“

Ins gleiche Horn stießen Verena Hollstein und Andreas Schweinzer. Sie wollen keine neue Nord-Süd-Verbindung zwischen Eichenauer Straße und Germeringer Weg, die in die Wildenrother oder Hoflacher Straße mündet. Dadurch entsteht eine neue Route durch den Aubinger Ortskern, die für Autos aus Freiham und Puchheim sowie für den Schleichverkehr von der A99.

Man wird bei der nächsten BA-Sitzung am Mittwoch, 15. November, um 19 Uhr im Schulcampus Freiham sehen, wie die ausgearbeitete Stellungnahme des Bürgergremiums ausfallen wird.