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Jetzt grüne Wiese, später mal Umgehungsstraße? Die Planungen der Stadt sehen eine Umgehungsstraße, die „Neue Nord-Süd-Verbindung“ vor, auf der der Autoverkehr zur Eichenauer Straße und weiter zur Altostraße abgeleitet wird.

Geht´s noch? Die Krux mit dem Verkehr

Eigentlich fließt jetzt schon viel zu viel Verkehr durch Aubing. Nicht auszudenken, wie das später mal werden soll – oder eben gerade. Die Diskussionen über die Verkehrslenkung und -beruhigung und die dazugehörigen Konzepte laufen seit Jahren. Nun soll der Stadtrat nach der Sommerpause über das Thema „Verkehr aus Freiham“ diskutieren. Gut zu wissen, worüber entschieden wird und welche Alternativen es gibt. Eine Zusammenfassung.

MK

Kommt der Verkehrskollaps?

Wohin mit dem Autoverkehr aus Freiham, das bis 2035 bis zu 35.000 Menschen aufnehmen wird? Mit dieser Frage befassen sich die Bürger im 22. Stadtbezirk, Aubing-Lochhausen-Langwied, nicht erst seit gestern. Zu groß ist ihre Angst, von drohenden Automassen aus Freiham überrollt zu werden. So sorgt das Thema für Zündstoff und großen Streit mit der Stadtverwaltung. Eine Lösung für eine verträgliche Anbindung des Autoverkehres ist bis heute nicht in Sicht. Die Bewohner des angrenzenden Stadtteiles kommen mit den Verkehrsplanern nicht zusammen.

Seitens der städtischen Referate wurden vor Jahren sieben Lösungsvarianten ausgearbeitet. 2019 beschloss der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung einstimmig, die Varianten 6 und 7 weiter vertieft zu untersuchen.

Variante 6: Den Germeringer Weg und den Belandwiesenweg wollen die städtischen Planer für den Autoverkehr sperren.

Neue Nord-Süd-Verbindung zur Eichenauer Straße

Die Variante 6 sieht vor, den Germeringer Weg und den Belandwiesenweg für den Autoverkehr zu sperren. Die Fahrzeuge sollen vorrangig über eine neu zu bauendende „Neue Nord-Süd-Verbindung“ zur Eichenauer Straße und zur Georg-Böhmer-Straße laufen.

Die Varianten 7a und 7b sehen ebenfalls, wie die Variante 6, eine Verkehrsflussführung über die „Neue Nord-Süd-Verbindung“ zur Eichenauer Straße hin vor. Doch ab hier soll bei der Variante 7a der Autoverkehr ab der Eichenauer Straße über den Imkerweg und die Hoflacher Straße zur Altostraße abgeleitet werden.

Bei der Variante 7b sollen die Fahrzeuge ab der Eichenauer Straße über die südliche Wildenrother Straße, den bestehenden Anliegerweg mit einem Pferdehof in die Hoflacher Straße fahren, um so über die Altostraße in die Münchner Innenstadt zu kommen.

 Der Variante 7a nach sollen die Fahrzeuge über den Imkerweg in die Hoflacher Straße zur Altostraße fahren.  Bei der Variante 7b soll der Autoverkehr über den bestehenden Anliegerweg mit einem Pferdehof in die enge Hoflacher Straße zur Altostraße führen.

Ist der Stadtvorschlag sozial- oder umweltverträglich?

Die Anwohner, die Bürgervereinigung (BV) Aubing-Neuaubing, aber auch der BA 22 lehnen diese Planungen vehement ab. Grund: die vorgesehenen Straßen sind zu eng und zu kurvig, um die zu erwartenden Blechlawinen auffangen zu können. In einem offenen Brief an die Stadtspitze, die Stadtverwaltung und die zuständigen Referate stellte die Aubingerin Verena Holstein vor einem Jahr detailliert dar, warum sie mit weiteren 750 Aubingern gegen das Konzept der Stadt ist und die städtischen Varianten nicht mit dem 22. Stadtbezirk vereinbar sind.

Denn die Analyse der beiden Varianten zeigt, dass „eine sozial- und umweltverträgliche Umsetzung nicht möglich ist“. Die Befürchtung der Aubinger: es wird zu einem unkontrollierbaren Verkehrskollaps in den Straßen von Aubing kommen, der den jetzigen, viel geschätzten Ortscharakter zerstören wird.

Außerdem wird kritisiert, dass die Verkehrsführung über die kurvigen und uneinsichtigen Anwohnerstraßen Wildenrother- und Gilchinger Straße mit hunderten von Kindern ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt. Ein zusätzliches Problem ist, dass der Hauptschulweg zur Grundschule an der Gotzmannstraße über die beiden Straßen führt.

Rätsel: Wie soll die enge Wildenrother Straße, die hier in einer scharfen Rechtskurve in die ebenfalls sehr beengte Gilchinger Straße übergeht, den täglichen Verkehr von und nach Freiham aufnehmen können? Die Anwohner sind entsetzt. Durch die enge Wildenrother Straße soll der Freihamer Autoverkehr nach München geführt werden. Die Straße nutzen die Kinder auch, um in die Aubinger Grundschule zu kommen.

Bei den beiden Varianten 7a und 7b führt die neu gebaute „Neue Nord-Süd-Verbindung“ mitten durch Naherholungsgebiete und zerschneidet im Norden schützenswerte Biotopflächen. An der Georg-Böhmer-Straße liegen die Festwiese, der Aubinger Bahnhof und ein Kindergarten. Auch hier kann die enge Straße den zu erwartenden Autoverkehr aus Freiham nicht aufnehmen. Für diesen Vorschlag müsste sie ausgebaut werden. In der Altostraße stößt der durchfahrende Autoverkehr schon heute an seine Kapazitätsgrenzen und sucht sich immer wieder seinen Weg über die kleinen Seitenstraßen. Kommt die Ableitung aus Freiham noch hinzu, wälzen sich täglich Blechlawinen durch Aubing.

Viel zu eng ist die Georg-Böhmer-Straße, um den täglichen Verkehr aus und nach Freiham bewältigen zu können.

Anwohner: kein weiterer Verkehr durch Aubing!

Die Forderungen der protestierenden Aubinger Bürger lauten deshalb ganz klar: Der Autoverkehr aus Freiham muss über die bestehenden Hauptverkehrsstraßen, das heißt über die B2 und die A99, abgeleitet werden. Das Verkehrskonzept darf ihren Überlegungen nach keine KfZ-Anbindung Freiham-Aubing voraussetzen und muss zunächst einmal diese Anbindung untersuchen.

Unterstützung finden die Aubinger bei der örtlichen Bürgervereinigung (BV). Diese fordert unter anderem die Machbarkeitsstudie zur Verkehrsanbindung Freiham-Aubing in das Verkehrskonzept zu integrieren. Auch muss die U-Bahnlinie U5 vor der Fertigstellung des 1. Freihamer Bauabschnittes im 2. Realisierungsabschluss fertig gebaut sein, so ist es auch auf der Homepage der BV zu lesen.

Eine weitere Variante

Der Aubinger Hans Oberhauser hat sich ebenfalls Gedanken gemacht und legte einen eigenen Vorschlag für die Verkehrserschließung von Freiham an Aubing vor. Demnach soll eine neue Straße von der Aubinger Allee nach Nordwesten direkt östlich entlang des Autobahntunnels der A99 den Verkehr aus Aubing fernhalten.

Die Fahrzeuge sollen durch eine für den landwirtschaftlichen Verkehr bereits geplante Unterführung kurz vor der A99 geführt werden, an der Eichenauer Straße auf die westliche Seite wechseln und neben dem Tunnel weiter bis zur Straße Am Langwieder Bach fahren. Hier kann die Straßenführung nach Osten abknicken, bis sie in die Bergsonstraße mündet. Oberhauser dazu: „Die Variante nimmt den Verkehr von und nach Puchheim auf der Eichenauer Straße auf, und entlastet den Dorfkern, insbesondere die Ubostraße.“.

So sieht Hans Oberhauser die Lösung, damit sich der Autoverkehr nicht durch Aubing wälzt.

Wie geht’s weiter?

Bevor der Münchner Stadtrat über das Verkehrskonzept für den 22. Stadtbezirk entscheiden wird, muss der BA 22 noch einmal dazu angehört werden. Die BA-Mitglieder werden sich noch einmal eingehend mit der Stadtratsvorlage auseinandersetzen und anschließend eine gemeinsame Stellungnahme ausarbeiten.

Von einer einstimmigen Stellungnahme geht der BA-Vorsitzende, Sebastian Kriesel, nicht aus, zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der vertretenden Parteien. Die Variante von Hans Oberhauser hält der BA-Chef für schwer umsetzbar. Für die Umsetzung müsste die Stadt sehr viele Grundstücke ankaufen. Das ist, aus seiner Sicht, sehr schwierig und sehr teuer.

Die Stadträte haben es in der Hand, wenn sie im Herbst zum Verkehrskonzept und zur Verkehrsinfrastruktur eine Entscheidung treffen. Ihnen werden sowohl die Vorschläge des Planungsreferates für die Varianten 6 und 7 sowie die Stellungnahme des BA 22 vorliegen. Sie entscheiden letztendlich, ob der von den 35000 Freihamer Bewohnern zu erwartenden Autoverkehr um oder durch Aubing fahren wird.