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An die 30 Sorten Tomaten zieht Ludwig Adler, „mein Steckenpferd“.

+++ Berufung: Gärtner +++

In der grünen Oase Aubings, Lochhausens und Langwieds gibt es eine ganz lange Reihe von alteingesessenen, engagierten Bauern und Gärtnern. Einer davon ist Ludwig Adler, der seit über 50 Jahren die Gärtnerei in der Eschenrieder Straße betreibt.

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„Der Hauptfeind des Gärtners sind das Unkraut und die Schädlinge“, meint Ludwig Adler mit Blick auf seine rund zwei Hektar Gartenfläche – teils als Freiland, teils unter Folie oder Glas – und macht sich an die Arbeit. Ab Februar ist Saison, da gibt es für Ludwig Adler an sieben Tagen in der Woche viel zu tun. Zumal er die Fläche allein bewirtschaftet. Kommen noch Fahrten in den Großmarkt dazu, dann hat der Arbeitstag schon auch mal 16 Stunden. „Ich bin hier aufgewachsen und kenne es nicht anders. Ich bin ganz fest verwurzelt mit meiner Arbeit.“

Die Adler-Stammgärtnerei wurde übrigens 1922 in Laim gegründet. „Als mein Vater 1947 aus der Kriegsgefangenschaft heimkam, war in Laim zwar kein Platz mehr für ihn. Aber er hat 1947 mit einem Obststand auf dem Viktualienmarkt wieder angefangen und ist 1955 nach Langwied gekommen. Hier hat er die Gärtnerei von Grund auf aufgebaut. Er ist einfach von der Seele her Gärtner gewesen.“

Einmal Gärtner immer Gärtner

Neben der Gärtnerei blieb der Verkauf auf dem Pasinger Viktualienmarkt bestehen. „Ich habe in der Begemann-Wirtschaftsschule gelernt“, erinnert sich Ludwig Adler. „Freitags hatten wir Schichtunterricht, das heißt vormittags war ich bei meinem Vater auf dem Markt, nachmittags war Unterricht.“ Auch die Lehre hat Ludwig in der eigenen Gärtnerei absolviert. „Das ging damals, auch wenn der Vater keinen Meister hatte. Ich fand es toll. Aber im Nachhinein wären andere Einflüsse, andere Betriebe, mal woanders hineinschnuppern auch nicht verkehrt gewesen. Der Weitwinkel fehlte eben. Dafür war aber einfach keine Zeit gewesen.“

Conny und Ludwig Adler in ihrer Gärtnerei in Langwied

1981 gab der Vater die Gärtnerei ab. „Da war ich gerade 21 Jahre alt und hatte den Vollbetrieb plus den Verkaufsstand am Viktualienmarkt zu stemmen.“ In der Hochzeit der Gärtnerei in den 80iger und 90iger Jahren arbeiteten Familie plus meist drei Gärtner und mehrere Helfer zusammen. Auch angrenzende Flächen wurden damals dazu gepachtet.

Kohl, Salat, Kräuter, Tomaten, viele Blumen und vor allem Radi als Spezialität kamen damals aus der Gärtnerei. „Auf unserem schwarzen Moosboden gedeiht Radi unglaublich gut. Pro Woche hatten wir damals locker 400 Stück verkaufen können.“ Übrigens zu einem Stückpreis von einer Mark. „Und damals hatte das Heizöl noch fünf Pfennig pro Liter gekostet. Umgerechnet müsste der Radi also heute 20 Euro kosten“, lacht Adler.

Tomaten-Eldorado

Doch die Verbrauchergewohnheiten ändern sich ständig, „heute verkaufe ich an einem Tag zehn Radi, wenn es gut läuft.“ Und auch Kohl kommt gar nicht mehr so oft auf den Tisch, als dass sich die Großproduktion in Langwied lohnen würde. Mit den Jahren sei allerdings auch die Bürokratie in Abrechnung, Dokumentation und Einstufungen immer mehr geworden.

Vom Beet auf den Ladentisch: „Frischer geht es kaum. Das schätzen die Kunden“, meint Ludwig Adler.

„Macht nicht mehr so viel Spaß“, kommentiert er. Auch Leute seien schwer zu bekommen, „wegen der Work-Life-Balance. So wie wir früher gearbeitet haben und wie ich auch feiertags auf der Fläche stehe – das kennt man heutzutage gar nicht mehr.“ Jetzt werden in der Gärtnerei vor allem Salate, Kräuter, ganz wenige Blumen angebaut und „so an die 30 Sorten Tomaten, das ist mein Steckenpferd.“

Frischegarantie: Vom Beet in den Hofladen

Der Stand am Viktualienmarkt ist seit drei Jahren aufgegeben. Der Weggang vom Viktualienmarkt nach 47 Jahren fiel zwar schwer, war aber auch eine gute Fügung. „Wir konnten den Hofladen ausbauen.“ Zum Obst und Gemüse gibt es hier Honig aus Sulzemoos und Eier aus der Nachbarschaft. Jungpflanzen und Blumen wandern ebenfalls über den Ladentisch.

„Es tut uns gut, dass so viele Marktstammkunden zu uns nach Langwied kommen. Die Leute sind uns gefolgt – so ein Glück haben wir. Wir haben wahnsinnig viele liebe Kunden.“ Gegärtnert wird, was Freude bereitet. Alles, was auf dem Grundstück gedeiht, kommt nach der Ernte sofort in den Laden. „Die Frische ist unübertroffen, das schätzen die Kunden. Wir stehen einfach nicht mehr im Wind und müssen das Gemüse hin und her transportieren und aufwendig kühlen. Die Qualität hat mit dem Hofladen definitiv gewonnen.“