Die Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit und ihren Herausforderungen ist für das Verständnis unserer heutigen Gesellschaft von großer Bedeutung.
Das Drama der letzten Kriegstage
Deshalb nimmt das Aubinger Archiv e.V. auch mit drei Veranstaltungsteilen am Programm des städtischen Kulturreferates „1945 – 2025 Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind, die Nachkriegszeit und ihre Herausforderungen für die heutige Stadtgesellschaft“ in Gedenken an das Kriegsende teil. Die Auftaktveranstaltung des Archivs im Januar mit der Präsentation des Dokumentarfilms „Ruinenschleicher und Schachterleis“ von Michael von Ferrari, Angelika Wimbauer und Lutz Eigel weckte unerwartet so viel Interesse, dass sie dreimal wiederholt wurde.
Die Amerikaner marschieren ein
Am Mittwoch, 30. April 2025, findet die zweite Veranstaltung der Reihe statt, die im Schnitzel- und Hendlhaus, Limesstraße 63, 81243 München, in Neuaubing statt. Der Abend befasst sich mit dem Thema „30. April 1945: Amerikanische Soldaten marschieren in Aubing ein“. Das Aubinger Archiv liest Berichte und Erzählungen zum Kriegsende vor. Die Veranstaltung wird vom Bezirksausschuss 22, Aubing-Lochhausen-Langwied, unterstützt, der auch die technische Ausstattung finanziert. Der Eintritt ist frei.
Ohne Blutbad und Zerstörung
In Aubing endet der Zweite Weltkrieg am 30. April 1945. Der Vormarsch der amerikanischen Soldaten stieß an diesem frühen Morgen in Aubing und Umgebung auf wenig Widerstand. Der Einmarsch über den heutigen Münchner westlichen Stadtrand verlief friedlich, es gab keine Zerstörung und kein Blutvergießen. Das war schon sehr bemerkenswert. Die NS-Spitze war bereits aus Aubing geflohen.
Blick in die Vergangenheit
Der Archiv-Abend beschäftigt sich mit der Frage, warum Aubing von den Westalliierten verschont blieb und welche Personen dafür verantwortlich waren. „Wer unsere Veranstaltung besucht, wird mehr über Aubings Vergangenheit erfahren. Erzählungen, Berichterstattungen und Erinnerungen von Zeitzeugen geben einen tieferen Einblick über diese schreckliche Zeit“, erklärt die stellvertretende Archiv-Vorsitzende Martina Krämer. Ihr Vorstandskollege Peter Malter recherchierte zusammen mit einigen weiteren wochenlang akribisch über das Aubinger Kriegsende. Vereinzelte Aubinger Zeitzeugen konnten ebenfalls noch ausfindig gemacht werden. „Leider gibt es zum Kriegsende in Aubing nur noch wenig Informationen. Vieles ist im Laufe der letzten Jahre für immer verloren gegangen. Doch das, was wir gefunden haben, und das, was uns auch erzählt wurde, wollen wir als Archiv bewahren und für die Nachwelt erhalten“, so Krämer weiter.
Mut und kluges Handeln
Die Aufzeichnungen, die vorgelesen werden, beschreiben, wie die Aubinger Zivilbevölkerung das Ende des nationalsozialistischen Wahnsinns erlebt hat. Denn: Noch am Abend des 29. April 1945 zieht eine große Einheit der Waffen-SS in Aubing ein und nimmt in den Häusern Quartier. „Dieses Nest wird verteidigt. Denn bei uns zu Hause ist auch alles zusammengeschossen worden“, lautete der Befehl. So schreibt es Max Beckerbauer, der damalige Polizeidienststellenleiter Aubings, später auf. Durch kluges Handeln gelingt es ihm noch größeres Elend zu verhindern.
Der damalige Pfarrer Oswald in Aubing hält zum Beispiel schriftlich fest: „Als ich von der 7 Uhr Kirche heimkehrte, standen die Soldaten schon zwischen Pfarrhof und Kirche Spalier. Und dann kam der endlose Durchmarsch der Autos und Panzer durch die Hindenburgstraße nach Neuaubing und Pasing. Es ist kein Schuss gefallen, kein Haus beschädigt, kein Mensch verwundet oder getötet worden.“
Die dritte Veranstaltung zum Thema „80 Jahre Kriegsende“ findet am Mittwoch, 21. Mai, um 18 Uhr im Schulcampus Freiham, Helmut-Schmidt-Allee 45, 81249 München, Mensa Süd, ebenfalls in Kooperation mit dem Bezirksausschuss 22 statt.