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Das Kreuz mit der Gedenktafel vor dem Altar in der Pfarrkirche erinnert an die Choleraepidemie im Jahr 1854. Die Fahnenabordnungen der Vereine sammeln sich zur Feier im Halbrund um den Altar.

Rettung aus der Not

Nicht jeder kennt den Extra-Feiertag der Aubinger Landwirte: den Sebastiani-Tag. Dieser ist immer im Januar und wird mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Frühschoppen gefeiert. Der besondere Tag geht auf die schreckliche Cholera-Epidemie in Aubing im Jahr 1854 zurück, die viele Opfer forderte. Der Tradition folgend feiern auch die Aubinger und die örtlichen Vereine jedes Jahr dieses Ereignis.

MK

Die Landwirtschaftliche Interessengemeinschaft, ein Zusammenschluss aller Aubinger Bauern, gibt es schon seit 95 Jahren. Sie wurde 1929 gegründet und hält bis heute die Tradition des Sebastiani-Tages aufrecht.

Feiertag der Aubinger Landwirte

„Schon mein Vater und mein Großvater haben diesen Tag in Ehren gehalten“, erinnert sich der heutige Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Interessengemeinschaft, Johann Oberhauser, der dieses Amt vor zehn Jahren übernommen hat und die Feierlichkeiten organisiert.

Ihm ist es sehr wichtig, dass dieses Gedenken an die vielen Todesopfer der heimtückischen Seuche bis heute bewahrt wird. „Es erfüllt mich mit Stolz und zugleich bin ich dankbar dafür, dass dieses Gedenken bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist“, so der Aubinger Landwirt Oberhauser. Er wünscht sich auch, dass diese Tradition noch lange erhalten bleibt.

Landwirte und Aubinger gedenken

Die Feier findet immer am 20. Januar statt. An diesem Tag arbeiten die Landwirte im Allgemeinen nicht, auch wenn dieser auf einen Wochentag fällt. Am Abend treffen sie sich noch einmal zu einem gemeinsamen Essen.

Die Aubinger Gemeinde begeht den Namenstag des Heiligen Sebastian mit einem feierlichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Quirin und einem anschließenden Zusammenkommen am jeweils darauffolgenden Sonntag. Dem früheren Aubinger Pfarrer Alois Brem gelang es, 1980 dieses Gedenken der Gemeinde wieder aufleben zu lassen.

Verlöbnis mit dem Heiligen Sebastian

Der Feiertag der Landwirte geht auf ein Verlöbnis der Aubinger mit dem Heiligen Sebastian am 12. August 1854 zurück. Im Dorf Aubing wütete von August bis Oktober die Cholera. Drei Menschen waren der Seuche bereits in Pasing zum Opfer gefallen, bevor diese auf Aubing übergriff. Sie forderte viele Tote, sehr oft waren es Dienstknechte und -mägde im besten Alter. Innerhalb von 78 Tagen starben 68 Personen im Pfarrbezirk Aubing. Das waren allein in Aubing 42, in Allach acht, in Pasing und Untermenzing je sieben, in Langwied drei und in Obermenzing eine.

Cholera forderte viele Opfer

Wie weiter überliefert, raubte die tödliche Krankheit in Aubing zuerst im Haus „Zum Schwab“ vier Kindern die Eltern. Daraufhin beschloss die Gemeinde, das leerstehende „Schwabenhäusl“ in ein Spital für Cholerakranke umzuwandeln. Da sich die Cholera immer weiter ausbreitete, flehten die Aubinger in ihrer höchsten Not und Verzweiflung den Heiligen Sebastian um seine Fürsprache bei Gott an, um den Ort von der heimtückischen Krankheit zu befreien. Am 28. Oktober 1854 erlosch die Cholera im ganzen Bezirk.

Alte Werte wichtig

In diesem Jahr fällt die Sebastiani-Feier der Gemeinde auf Sonntag, 21. Januar. Pater Abraham führt die Tradition von Pfarrer Brem sehr gerne fort. Er findet es gut, diese alte Erinnerung aufrechtzuerhalten. „Sie belebt den Zusammenhalt am Ort und veranschaulicht, wie gemeinsam schwierige Zeiten überstanden werden können. Die alten Werte zeigen uns auch, wie wichtig Kraft und Orientierung sind. Ein gemeinsamer Zusammenhalt hilft den Menschen, schwere Zeiten zu überstehen“, so der Geistliche. Nach dem Gottesdienst um 11 Uhr gibt es am kommenden Sonntag für alle Gemeindemitglieder ein gemeinsames Mittagessen im Pfarrzentrum an der Ubostraße 5.

Viele auf den Namen Sebastian getauft

Der langjährige ehemalige Vorsitzende des Aubinger Archivs, Landwirt Anton Fürst, weiß zum Hintergrund der Sebastiani-Feier: „Die Cholera wütete sowohl in Aubing wie in München. Sogar das Oktoberfest wurde 1854 abgesagt. Mit dem Ende der schrecklichen Seuche wird der Heilige Sebastian seither an seinem Namenstag am 20. Januar verehrt. Die Dankbarkeit ging damals sogar so weit, dass es in jeder Familie im Dorf einen Buben gab, der auf den Namen Sebastian getauft wurde.“