Im ehemaligen Zwangsarbeitslager in der Ehrenbürgstraße 9 waren während der NS-Zeit über 1.000 Menschen, darunter viele Kinder, aus vielen Nationen zusammengepfercht, die im nahen Reichsausbesserungswerk schuften mussten. Noch heute steht die Anlage mit mehreren Baracken, Splitterbunkern und den Zäunen von damals.
Alles in allem gilt das in der Ganzheit erhaltene Lager als das einzige noch erhaltene Lagerensemble dieser Art im süddeutschen Raum und hat daher natürlich größte historische Bedeutung.
Eine Dependance des NS-Dokumentionszentrums
Die Stadt München erwarb 2015 das Gelände, stellte alles unter Denkmalschutz und initiierte 2021 einen Wettbewerb zur Sanierung und Umgestaltung mit einer einzigartigen Gesamtvision: hier soll eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums München entstehen.
Doch auch die Kinder- und Jugendfarm und die Handwerker- und Künstlerbaracken – allesamt auf dem weitläufigen Gelände zu Hause – werden erhalten und saniert. Schließlich haben sie in den vergangenen Jahren wesentlich zum Erhalt der Baracken beigetragen und viel für die Gemeinschaft im Stadtbezirk getan.
Ort der Erinnerungskultur und der Gemeinschaft
„Wir planen einen öffentlichen Raum, an dem der Erinnerungsaspekt und die heutige vielfältige Nutzung ihren Ausdruck finden werden“, fasste Paul-Moritz Rabe, Leiter Forschung zum Erinnerungsort Neuaubing im NS-Dokuzentrum, zusammen. „Der Ort soll dem insgesamt Stadtteil dienen, aufklären, erinnern und Menschen zusammenbringen.“
Nicht nur die Akteure der NS-Dokuzentrum-Außenstelle, die Künstler, Handwerker und Bespieler der Kinder- und Jugendfarm werden Zugang zum Gelände haben. „Es wird natürlich auch Passanten geben, die das Gelände durchqueren und dabei zufällig auf die Geschichte stoßen“, meinte er weiter.
Finaler Schritt: die Finanzzusage
Das Konzept für die Dependance steht schon und beinhaltet eine Dauerausstellung über Zwangsarbeit und das Lager an der Ehrenbürgstraße, Zeit-Ausstellungen, Audiotouren durchs Gelände, Angebote für Schulen und pädagogische Einrichtungen sowie Seminarmöglichkeiten. Im Innenhof, der früher als Appellplatz diente, soll ein offener Kommunikationsraum mit Infotafeln und Grundrissmarkierungen errichtet werden.
Mit der Finanzierungszusage der nötigen mehr als 30 Millionen Euro gab der Stadtrat den Startschuss zur Umgestaltung in zwei Bauabschnitten. Bauausführende wird übrigens die München Wohnen sein, die das Gelände in 2026 fertig übergeben wird.
Dank ans Aubinger Archiv
Paul-Moritz Rabe hob die „sehr gute Zusammenarbeit mit dem Aubinger Archiv“ hervor, das bereits viele Informationen und historische Belege zum Zwangsarbeitslager beisteuern konnte. „Wir werden in engem Austausch bleiben“, so Rabe weiter.
BA: Hinweisschilder planen!
Um die gute Sichtbarkeit des künftigen Erinnerungsortes sorgte sich bereits der Bezirksausschuss 22. In seiner Novembersitzung verabschiedete er einen interfraktionellen Antrag zur Beschilderung an den S-Bahnhöfen Freiham und Neuaubing zur Gedenkstätte sowie zum Aufstellen von Wegweisern. Diese sollten bereits vor der Eröffnung geplant und vorgenommen werden.