In seiner Einleitung zur diesjährigen Gedenkstunde suchte Florian Jaenicke, Vorstandsmitglied der Helfende Hände, nach den „angemessenen und richtigen Worten“, die die Grausamkeit der NS-Vergangenheit beschreiben könnten. Gleichzeitig spannte er den Bogen zu den ganz aktuellen schrecklichen Ereignissen, die Terroristen der radikal-islamistischen Hamas vor einem Monat in Israel verübt haben.
Wunsch nach globalem Frieden
Angesichts der gestiegenen Zahl von antisemitischen Fällen in seit dem Terrorangriff der Hamas kommt dem Gedenktag, so Jaenicke, in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. Ob es zwischen den beiden Völkern im Nahen Osten je wieder Frieden geben wird, fragte Jaenicke in den Raum. Im Angesicht der wachsenden Freundschaft zwischen Deutschland und Israel nach dem Dritten Reich schloss er die Hoffnung nach einem globalen Frieden an.
BA-Mitglieder gedachten mit Kurzbiografien neun Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens, die als Opfer des Nationalsozialismus in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 ermordet wurden. Sie waren entweder Euthanasieopfer, die aufgrund ihrer schweren Misshandlung starben, oder sie wurden aus der Pflegeanstalt Eglfing-Haar in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert. Zu hören war das Leben von Joachim Chaim Both, Felix Ahorn Meir Feuchtwanger, Karl Adler, Gustav Böhm, Dr. Käthe Silbersohn, Laura Marxsohn, Dr. Moriz Bloch und Professor Harry Marcus.
Aubinger Schicksal: die Blochs
Als Beispiel für die Verfolgung jüdischer Bürger aus Aubing wurde die Lebensgeschichte des Chemikers und Firmeninhabers Dr. Moriz Bloch, der vor der Zeit des Nationalsozialismus erfolgreich die Chemische Fabrik in Aubing betrieb, und die seines Sohnes Kurt in den Mittelpunkt gestellt. Ab dem 8. November 1938 durfte der Aubinger Ehrenbürger Moriz Bloch sein Betriebsgelände an der heutigen Industriestraße nicht mehr betreten und musste die Firma verkaufen.
Sein Sohn Kurt kam im November 1938 für vier Wochen ins KZ Dachau. Moritz Bloch emigrierte 1940 in die USA und starb dort 1942. Sohn Kurt flüchtete im Frühjahr 1939 nach London, kehrte 1947 nach München zurück und heiratete seine Jugendfreundin.
Mit musikalischen Zwischenstücken, teils auch mit Gesang, sorgte das Ensemble vom Klaus-Ammann-Orchester für den würdevollen musikalischen Rahmen der Gedenkstunde.