Freiham ist als autoarmes Viertel konzipiert. Das heißt, der Stellplatzschlüssel ist hier um die Hälfte niedriger als anderswo. Neu-Freihamer werden beim Einzug auf die Öffis verwiesen. Doch letzten Endes funktionieren die beiden S-Bahnen, wenn nichts dazwischenkommt. Von der U-Bahn und den Expressbussen, vielleicht noch von der Tram ist weithin nichts zu sehen. Das brachte eine Initiative von mehreren Familien ins Rollen. Unter dem Motto „Faires Parken in Freiham“ starteten sie eine Petition, die binnen kurzem 300 Unterschriften erhielt.

Freihamer (Parkplatz-)Alltag
Einer der Initiatoren ist Dimitri Zhuikov. Der Architekt wohnt mit Familie in der einzigen Freihamer Bauherrnanlage. Hier teilen sich 33 Familien Baukosten, Gemeinschaftsräume und die Sorgen. Schon beim Stadtrundgang von Clemens Baumgärtner Ende Oktober stellte er die Anliegen der Gemeinschaft vor: „Der öffentliche Nahverkehr und die Parksituation sind ein großes Problem für uns. Der ÖPNV funktioniert nur stammstreckennah. Alles am Rande ist komplett abgehängt.“
Viele haben KiTa-Plätze irgendwo in der Stadt und müssen eine Stunde pro Weg zur KiTa pendeln. Kommt man endlich zurück und hat die langen Staus und Rot-Phasen überwunden, beginnt die Parkplatzsuche. Es sei denn, man hat einen der Tiefgaragenplätze im Losverfahren gewonnen. Und: die S-Bahn in Aubing ist nicht barrierefrei. Die Wünsche der Anwohner sind mehr Straßenparkplätze und endlich ein funktionierendes Mobilitätskonzept. „Die Stadt ist von uns eben 14 Kilometer entfernt. Da fährt man nicht eben immer mit dem Fahrrad. Und die U-Bahn kommt, wenn überhaupt, dann in 15 Jahren. Es ist nicht richtig, uns zu bevormunden, wie wir uns fortbewegen sollen. Es braucht Alternativen.“

Das meint der BA
In der letzten Sitzung stellte Dimitri Zhuikov das Anliegen im BA vor. „Wir haben viel Zuspruch bekommen“, freute er sich anschließend.
BA-Vorsitzender Sebastian Kriesel kommentierte für die CSU: „Wir sehen die Verkehrsplanung in Freiham als gescheitert an, zu Lasten der dortigen Bewohnerinnen und Bewohner. Das Mobilitätsreferat geht zwar auf die nicht vorhandene U-Bahn und die überfüllten S-Bahnen ein, verschweigt aber leider auch, dass die geplanten Expressbuslinien, welche Freiham über die A96 an die U-Bahnstation Friedenheimer Straße mit der U5 verbinden sollte, aus Kostengründen eingespart wurden. Auch die dringend benötigten oberirdischen Parkplätze sind bei weitem nicht ausreichend. Diese werden im Gegenteil immer mehr reduziert, was nicht der Wirklichkeit in Freiham entspricht! Wir fordern daher ein schnelles nachbessern und nachsteuern und haben die Vorlage der Stadt abgelehnt.“

Auch Klaus Ziegler (ÖDP) erklärte: „Das jetzige Verkehrskonzept ist gescheitert. Man kann sich nicht die Autos wegwünschen und den ÖPNV nicht entwickeln. Die Verkehrsströme müssen funktionieren. Das Problem ist viel größer, als es scheint. Man muss die Verkehrsströme neu planen und dafür ordentlich Geld in die Hand nehmen.“ U-Bahn, Bussen, Radschnellwege – all das sei nötig, werde aber nicht angefasst, kritisierte er. „Ich sehe mit Unbehagen, dass nun noch mehr Freihamer dahinziehen. Das wir deine kleine Revolution geben.“
Noch deutlicher wurde Roland Jung (FW) in seinem Kommentar: „Wie die gestrige BA-Sitzung gezeigt hat, bewegen wir uns in Freiham entlang der Totalkatastrophe. Das „Konzept" der Stadt, ein autoreduziertes Stadtquartier zu schaffen, ist an der Realität krachend gescheitert.“ Freiham werde am Ende mit deutlich über 30.000 Einwohnern die Größe der Städte Deggendorf, Erding oder Fürstenfeldbruck haben. „Man muss sich mal vorstellen, was „geboten" wäre, würde man in diesen Städten über den Stellplatzschlüssel die Hälfte der Autos praktisch verbieten.“ Und empfahl lakonisch: „Wer jemals den täglichen Wahnsinn in Freiham live erleben möchte, der möge zur Postfiliale in der Elis-Kaut-Str. gehen bzw. fahren, wenn man größere Pakete dort abholen muss. Dort erlebt man in einer Sackgasse gelegen, das Totalversagen der Verkehrsplanung Freiham.“

Das plant jetzt die Stadt
Die Stadt hat nun drei Monate Zeit, um auf das Anliegen der Bürgern und die BA-Stellungnahme zu antworten. Doch wurde gerade jetzt die Ankündigung des Mobilitätsreferats zur Einführung der Parkraumbewirtschaftung veröffentlicht. Als allerersten Schritt werden ab 11. Dezember zunächst in der Hans-Dietrich-Genscher-Straße (Westseite) und auf der Aubinger Allee (Westseite zwischen Annemarie-Renger-Straße und Roman-Herzog-Straße) eine Parkscheibenregelungen eingeführt.
Das Parken wird dort künftig werktags von 9 bis 23 Uhr unter Auslegung einer Parkscheibe für bis zu drei Stunden möglich sein. Anwohnern und Besuchern können von 20 bis 9 Uhr des darauffolgenden Tages beziehungsweise sonntags und feiertags ohne Zeiteinschränkung unter Auslegung einer Parkscheibe parken. Falls man einen Parkplatz findet.