Seit Januar hat der Verein Maibaumverein St. Markus Neuaubing eine neue Vereinsvorsitzende, Brigitte Honemann. Mit dem langjährigen ehemaligen 1. Vorstand und seit Januar Ehrenvorstand Dietmar Dressel haben wir uns unterhalten:
Die letzten acht Jahre waren Sie als 1. Vorstand federführend für das Ausrichten dieses traditionellen Festes verantwortlich. Wie darf man sich die Vorbereitungszeit vorstellen?
Die Zeit vor dem 1. Mai ist immer spannend, aber auch sehr arbeitsreich. So fangen wir bereits ab Januar an, die Ende Oktober abgenommenen Maibaumfiguren für den Baum wiederherzurichten. Bei uns sind sie noch alle aus Holz und handgefertigt. Da muss einiges ausgebessert, zugeschnitten und neu gestrichen werden, nachdem sie im Sommer zuvor am Maibaum Wind und Wetter ausgesetzt waren. Schließlich sind sie die Schmuckstücke unseres Maibaumes.
Aber mit dem Herrichten der Figuren ist es allein noch nicht getan?
Nein, das stimmt. Seit der Gründung unseres Maibaumvereins im Jahr 1979 ist es bei uns Brauch, alle drei Jahre einen neuen Baum aufzustellen. Das heißt, bereits im Dezember startet die Suche nach einem geeigneten Maibaum. Dieser soll möglichst gerade und hoch und zudem für die Fällung und den Abtransport gut erreichbar sein.
Muss der Verein den Baum kaufen?
Bis jetzt nicht. Früher hat uns die Familie von Maffei vom Gut Freiham den Baum gestiftet, heute kommt er aus den Wäldern der Bayerischen Staatsforsten. Übrigens: Der allererste Maibaum in Neuaubing wurde bereits drei Jahre vor unserer Vereinsgründung, am 1. Mai 1976, aufgestellt.
Wenn ein geeigneter Baum gefunden wurde, wie geht es dann weiter?
Der frisch gefällte Baum muss entrindet werden. In Bayern nennt man das Schepsen. Dafür braucht es viele Helfer mit viel Manneskraft. Das jetzt grüne Stangerl bleibt im Wald liegen. Kurz vor dem 1. Mai transportieren wir es nach Neuaubing. Bis vor ein paar Jahren konnten wir den Baum bis zum Feiertag in Gut Freiham in einer Scheune lagern. Natürlich muss er dann rund um die Uhr bewacht werden, damit er nicht gestohlen wird. Das ist immer ein Highlight für die Mitglieder.
Was heißt, damit er nicht gestohlen wird?
Na ja, in den Nächten vor dem 1. Mai geht der Maibaumklau um. Das ist ein uralter Wettstreit, bei dem es darum geht, in den Besitz eines fremden Maibaumes zu kommen. Gelingt die Entführung, müssen die Bestohlenen den Baum auslösen – meist mit einer zünftigen Brotzeit und ein paar Fässern Bier. 1986 versuchten die Germeringer Burschen, unseren Baum zu stehlen. Doch wir konnten das verhindern. Aber zehn Jahre später klaute die Eichenauer Jugend erfolgreich unseren Maibaum.
Waren die Neuaubinger auch schon mal aus Maibaumdieb unterwegs?
Ja, 1983. Da stahlen wir den Maibaum auf der Internationalen Gartenbau-Ausstellung. Als Auslöse spendierte uns die Brauerei 500 Liter Bier und Brotzeiten.
Das Vereinsleben des Neuaubinger Maibaumvereins ist vielfältig. Was bietet der Verein sonst noch das Jahr über an?
Unsere Mitglieder bilden eine tolle Gemeinschaft. Das Miteinander im 22. Stadtbezirk mit den Bewohnern und den Vereinen liegt uns sehr am Herzen. Neben dem Maifest gehören auch Vereinsausflüge, Hoargarten, Faschings- und Weihnachtsfeiern zu unseren festen Größen. Mit unserer Fahnenabordnung sind wir bei Festzügen und Veranstaltungen der Aubinger und Neuaubinger Vereine, aber auch bei Beerdigungen vertreten. Auch die Teilnahme am Gedenktag der „Vereinigung Ludwig II. – Deine Treuen“ in Berg am Starnberger See, wo der glücklose Monarch am 13. Juni 1886 ertrank, ist immer wieder ein tolles Erlebnis. Unsere ganzen Aktivitäten sind auch auf unserer Homepage (www.maibaum-verein.de) aufgelistet.
Wie schaut es mit neuen Mitgliedern aus?
Natürlich sind bei uns neue Mitglieder immer herzlich willkommen. Aber, das gestaltet sich in den letzten Jahren immer schwieriger. Wie viele andere Vereine haben auch wir Nachwuchssorgen. In den Hochzeiten hatten wir über 200 Mitglieder, heute sind es leider nur noch 135. Für 30 Euro im Jahr kann jeder bei uns Mitglied werden.
Bei der Jahresversammlung im Januar standen Sie für das Amt des 1. Vorstandes nicht mehr zur Verfügung. Warum?
Wissen Sie, acht Jahre als 1. Vorstand und neun Jahre als 2. Vorstand, das ist schon eine lange Zeit. Jetzt sollen Jüngere die Geschicke des Vereins leiten. Mit Brigitte Honemann, ist eine würdige Nachfolgerin gefunden worden. Sie kennt den Verein schon länger und weiß um die Arbeit der Vorstandschaft. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt. Nachdem ich im Januar zum Ehrenvorstand ernannt worden bin, was mich sehr geehrt hat, bleibe ich auch weiterhin dem Verein verbunden. Nicht mehr ganz vorne, sondern mehr im Hintergrund.
Herr Dressel, vielen Dank für das Gespräch.
## Was meint die neue Vereinsvorsitzende?
Die Feuerprobe für die neue Vorständin Brigitte Honemann dürfte das am Mittwoch stattfindende Maifest sein. Doch sie kann auf die Unterstützung der gesamten bisherigen Vorstandschaft zählen. „Da muss man halt hineinwachsen. Organisieren kann ich gut, nur eine Handwerkerin bin ich nicht. Doch mit vereinten Kräften wird das schon gehen“, meint sie.
Und neue Ideen für die kommenden zwei Jahre hat sie auch schon. Doch zuerst wird jetzt am 1. Mai ab 12 Uhr vor der Pfarrkirche St. Markus an der Wiesentfelser Straße 68 tüchtig gefeiert. Und das hoffentlich bei schönstem Kaiserwetter. Um 12.50 Uhr findet das Anschießen des Festzuges mit den Böllerschützen des HuVTV D`Würmtaler Menzing an der Bushaltestelle Pretzfelder Straße statt, bevor um 13 Uhr der Festzug zum Festplatz vor der Pfarrkirche startet.